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Ehrliches Geben und Hochsensibilität



Um anderen Menschen wirklich etwas geben zu können braucht es eine gehörige Portion Authentizität.


Um wirklich ehrlich und mit reinem Herzen geben zu können, frage dich selbst an welchen Stellen du gibst :


  • um zu gefallen

  • um dazu zu gehören

  • um Anerkennung und Liebe von anderen zu bekommen

  • aus Angst vor Ausgrenzung

  • aus Angst vor finanziellem Mangel

  • um dich nicht mit dir selbst beschäftigen zu müssen

  • weil du nie gelernt hast zu nehmen

  • weil du etwas von anderen als Gegenleistung erwartest



Meine persönliche Geschichte zum Thema ehrliches Geben


Ich teile hier meine persönliche Geschichte zum Thema ehrliches Geben, wie schwer mir das lange Zeit gefallen ist und was das mit Hochsensibilität zu tun hat.


Ich habe meine Berufung als Therapeutin und Heilerin von Anbeginn sehr, sehr ernst genommen. In meinem ganzen Leben ging es schon immer um Bewusstseinserweiterung, Selbsterkenntnis und Heilung.


Als ich mit 17 Jahren meine Reiki Ausbildung Grad 1 und 2 absolvierte, wusste ich, dass ich den Meister Grad nicht machen möchte ... ich hätte mich mit diesem Titel sehr unwohl gefühlt.


Ich war demütig und neugierig. Ich wollte nichts geben, sondern mehr lernen, mehr wachsen und mehr von innen her erstrahlen. Ich wollte ehrlich sein mit mir und der Welt. Und mit 17 Jahren war ich eben alles andere als eine Meisterin.


In vielerlei Hinsicht war ich süchtig, suchend und maßlos überfordert mit meinem feinen Nervensystem, dass auch meinen Körper immer wieder Schachmatt setzte.


Einige Jahre später auf einer Fortbildung für Ergotherapeut*innen teilte ich ehrlich, dass mir ziemlich oft nicht nach "geben" zu Mute sei. Der ganze Saal drehte sich zu mir um, und ich erntete einige unverständige Blicke.


Wie kann das sein ? Wie kann man in einem helfenden Beruf tätig sein und gleichzeitig nicht geben wollen ?


Ja das klingt erst mal widersprüchlich und genau hier ist Ehrlichkeit so wichtig, damit es nicht heuchlerisch wird.


Wir sind widersprüchliche Wesen und manchmal wünschten wir uns vielleicht innerlich schon weiter, erhabener, mitfühlender und großzügiger zu sein und doch gilt es erst einmal Frieden zu schließen mit der Tatsache, dass wir es gerade in manchen Momenten und in bestimmten Situationen noch nicht sind.


Nur dann kann Selbsterkenntnis zu Mitgefühl und Wachstumspotential führen.


Wenn du dich selbst in die Maske des immer nur guten Menschen hinein zwingst, nimmst du dir die Chance wirklich ehrlich hinzuschauen und zu wachsen.

Ich jedenfalls schaffte es in diesem Moment auf der Ergotherapie Fortbildung zu mir zu stehen und weiter auszuführen, dass ich als ziemlich verwöhntes Einzelkind gelernt hatte dankend zu nehmen und gerne reichlich, dass es mir jedoch noch sehr schwer falle, selbst aus der Fülle zu schöpfen und ehrlich zu geben.


Das Prinzessin auf der Erbse Syndrom


Ich wollte gerne mehr nehmen.

Ich war unzufrieden mit dem Gehalt einer Ergotherapeutin, das mir nicht annähernd den Luxus ermöglichte, den ich aus meiner Kindheit und Jugend gewohnt war.

Durch meine Hochsensibilität oder wie ich es auch manchmal gerne nenne, das Prinzession auf der Erbse Syndrom, ging ich davon aus, nur unter ganz bestimmten Bedingungen wirklich innerlich ruhig und zufrieden sein zu können.

Und dadurch, dass ich körperlich so oft unter verschiedenen Symptomen litt, hatte ich ja natürlich auch allen Grund zu jammern.


Erst einmal müsste ich mehr nehmen, mehr Ruhe, mehr Natur, mehr Fortbildungen, mehr Selbstexploration durch Workshops und Reisen, mehr Abenteuer, mehr Abwechslung, mehr gesundes Bio Essen, mehr Kultur und Kunst und natürlich mehr Kuchen im schicken veganen Kaffee von nebenan...


...und erst dann würde ich wirklich ehrlich geben können. Erst dann, wenn endlich endlich die Fülle da sein würde.


Vielleicht kommt dir der ein oder andere Gedanke bekannt vor?


Wenn dann - oder wie wir uns selbst aus dem Potential der Gegenwart reißen


Das berühmte " Wenn dann" , dass uns so gerne aus der Gegenwart mit all ihrem Potential herauszieht und in eine vom Ego ersehnte Zukunft hinein flüchten lässt-

"Erst wenn ich das Häuschen im Grünen habe und mein Nervensystem endlich still sein kann, dann kann ich meiner Berufung nachgehen."


"Erst wenn mein Körper wieder ganz gesund ist, dann kann ich anderen etwas geben."


"Erst wenn ich meinen Traumpartner/in gefunden habe kann ich auch meinen eigenen Träumen wieder mehr folgen."


So oder ähnlich sind die Wenn- danns, die ich täglich in meiner Praxis zu hören bekomme.


Und ich fühle das so sehr nach, denn genauso ist ja in dem Moment die eigene Wahrnehmung und die eigene Lebenswirklichkeit.


Und doch ist es so wichtig, dich selbst immer wieder zu fragen, was du der Welt ehrlich geben kannst, um ein Leben in Freude und Fülle führen zu können.


Erst als ich so richtig ehrlich mit mir war und aufhörte mich hinter Ausreden und "Opferglitter" zu verstecken, konnte ich meine Frequenz auf ehrliches Geben eintunen. Und das war kein leichter Weg ... aber das ist eine andere Geschichte.


Hinschauen, annehmen und mit aller Liebe und Geduld verwandeln.


Die einzelnen Entwicklungsschritte, die es braucht, um in das innere Gefühle von Fülle zu gelangen und daraus resultierend ehrlich geben zu können, dauern bei jedem Menschen unterschiedlich lang und in der Regel bei hochsensiblen Menschen ein kleines bisschen länger.


Um dir das verständlicher zu machen, hole ich nun ein bisschen aus.



Das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung


Der Psychoanalytikers Erik H. Erikson entwickelte ein Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung, welches beschreibt wie der Mensch sich in dem Spannungsfeld seiner eigenen Wünsche und den sich im Laufe der Entwicklung ständig wandelnden Anforderung der sozialen Umwelt einpendeln und orientieren muss.


Nach Erikson ist die Beziehung zur sozialen Umwelt und die Interaktion damit, ein wesentlicher Charakter prägender Prozess, bei dem es auch immer wieder zu Konflikten oder sogar einer Krise kommen kann, die es zu überwinden gilt.


Wenn du mehr über die einzelnen Stufen wissen möchtest, schaue dir gerne auch diesen Artikel an.


Jede Entwicklungsstufe findet nach Erikson in einem bestimmten zeitlichen Rahmen statt z.B. im Jugendalter oder im frühen Erwachsenen Alter. Wenn die Entwicklungsschritte jedoch zeitlich stark verzögert stattfinden, führt das oftmals zu dem Gefühl der Stagnation, nicht dazuzugehören, nicht mit anderen Gleichaltrigen mithalten zu können usw.


Die psychosoziale Entwicklung und Hochsensibilität


Und hier schlage ich nun die Brücke zur Hochsensibilität, denn die Praxiserfahrung in der Begleitung von zarten Zaubermenschen zeigt, dass diese in der Regel ein eher langsames Entwicklungstempo haben.


Dadurch, dass hochsensible Menschen oft ein viel weitreichenderes Empfindungsspektrum aufweisen, als ihre Mitmenschen, brauchen sie entsprechend eben auch länger, um sich in der Welt und in sich selbst orientieren zu können.


Geht es nach Erikson z.B. im frühen Erwachsenenalter darum, auf Grundlage einer gefestigten Identität tragfähige Beziehungen zu Freunden und Lebenspartner/in aufzubauen, so ist es im Leben von Hochsensiblen in dieser Phase oft alles andere als gefestigt. Viele feine Zaubermenschen erleben gerade im jungen Erwachsenenalter eine Zeit größter Verunsicherung und Desorientierung.


Freundschaften, die zerbrechen oder Beziehungen, die zu Ende gehen, haben einen enormen emotionalen Effekt auf Menschen mit HSP. Lies dazu auch gerne meinen Artikel zum Thema Liebeskummer. Es dauert oft Monate oder Jahre bis solche Verluste verarbeitet werden können.


Kennst du das von dir ?


Die Schnecke ist ein wunderbares Krafttier. Sie kann dich immer wieder daran erinnern, dass das Leben kein Wettrennen ist.



Es geht nicht darum, wann du bestimmte Entwicklungsschritte machst, sondern darum mit dir selbst und deinem So sein einfühlsam und geduldig zu sein.


Ich hoffe dieser Artikel motiviert dich, ehrlich Hinzuschauen, an welchen Stellen du einfach noch nicht ehrlich geben kannst und magst. Damit kannst du dann in Geduld und Mitgefühl sein und Schritt für Schritt in deinem eigenen Tempo auf deinem eigenen goldenen Weg immer mehr in die Fülle des Augenblicks eintauchen und aus diesem Unerschöpflichen Reservoir deine ureigene Medizin mit der Welt teilen.


alles Liebe


Milena








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